Dank für jahrzehntelange Treue

75 und 70 Jahre Mitglied der IG Metall

21.11.2020 | Leider konnte aufgrund der Corona-Pandemie in diesem Jahr keine Jubilar-Feier stattfinden. Das hinderte uns aber nicht, besonders langjährige Mitglieder mit einem Besuch und der Übergabe der Ehrenurkunde sowie dem Dankschreiben von Jörg Hofmann und Christiane Benner zu überraschen. Eine Idee, die bei den Jubilaren mit 75 bzw. 70 Jahren Mitgliedschaft sehr gut ankam.

Kurt Poike  blickt voller Stolz auf seine 75-jährige Mitgliedschaft in der IG Metall!

Bei der Jubilarfeier im Jahr 2015 stürmte der 85-jährige Poike stolz -unter stehenden Ovationen aus dem großen Saal- zur Ehrung für 70 Jahre IG Metall Mitgliedschaft auf die Bühne im Bürgerhaus in Jockgrim. Inzwischen ist er 90 Jahre alt, hört nicht mehr so gut und lässt aufgrund der Corona-Pandemie viel Vorsicht walten. Er freute sich sehr über den Besuch eines Vertreters der IG Metall Neustadt, der ihm persönlich Glückwünsche überbrachte; auch über das Dankschreiben von Jörg Hofmann und Christiane Benner, das er sehr aufmerksam gelesen hat.
 

Manfred Brede seit 70 Jahren Mitglied in der IG Metall erzählt:

Er wurde 1935 geboren und ist im Alter von 15 Jahren in die IG Metall eingetreten. Er arbeitete 1949 bis 1969 in Mannheim bei der MWM, den Motoren Werke Mannheim. Dort kommt er als junger Mann mit Kollegen zusammen, die Krieg und KZ überlebt hatten. Das prägte sein politisches Denken, er wird Mitglied in der Kommunistischen Partei. Er engagiert sich in der Friedensbewegung, die sich zu diesem Zeitpunkt gegen die Wiederbewaffnung der jungen Republik richtete und nahm auch an der großen Friedensdemo in Essen am 11. Mai 1952 teil. 30.000 Mitglieder der Falken, Naturfreunde, Pfadfinder, FDJ, kirchlicher Jugendorganisationen, junge Sozialdemokraten, Kommunisten, Gewerkschafter und Nichtorganisierte waren einem Aufruf zur Teilnahme an einer Jugendkarawane gefolgt. Eine Kugel der Bereitschaftspolizei trifft den 21jährigen Philipp Müller von hinten in den Rücken. Er stirb kurz darauf. Dieser „Muttertag“ des Jahres 1952 wird Manfred, als Teilnehmer des „Blutsonntages in Essen“, immer in Erinnerung bleiben. Für immer hat sich bei ihm dieser brutale Gewaltakt in Herz und Hirn eingebrannt.

Nach seiner Weiterbildung zum Maschinenbautechniker, die zu dieser Zeit noch nicht mit Bafög oder ähnlichem finanziert wurde, wird er in den MWM nicht mehr eingestellt. Nach Jobs in kleineren Handwerksbetrieben ging er als techn. Konstrukteur zu Enzinger, ein Hersteller von Abfüllmaschinen. Dort engagierte er sich im Betriebsrat. In dieser Zeit fand auch sein Umzug nach Kleinfischlingen statt. Enzinger verlegt seinen Betrieb und Manfred schlägt sich als Taxifahrer durch. Nach ca. zwei Jahren nimmt er eine Stelle bei Gillet (heute Tenneco) in Edenkoben an. Dort wird er wieder in den Betriebsrat gewählt und bleibt im Gremium bis zu seinem Ausscheiden im Jahr 1999. Heute ist er noch als Ersatzdelegierter in unserer Delegiertenversammlung aktiv.

Auch in der Dorfgemeinschaft in Kleinfischlingen ist er weiterhin aktiv und politisch hoch interessiert. Leider verhindert die Pandemie auch private Aktivitäten, wie das gemeinsame Singen mit Freundinnen und Freunden im schönen Bauerngarten an Manfreds Haus. Gesungen wurden immer auch Arbeiter*innen-Lieder. Dass unsere Jugend sich immer weniger für die Gewerkschaften interessiert, macht ihn sehr nachdenklich: “Wenn wir das Erreichte nicht verteidigen, wird es uns wieder genommen“.

Von: as

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